GEMEINDE­ZENTRUM
ST VINCENZ

GEMEINDEZENTRUM ST VINCENZ

Aufgabe:

Wettbewerb für den Neubau des Gemeinde- und Familienzentrums mit Kindergarten St. Vincenz

Auftraggeber:

Katholische Kirchengemeinde Leutkirch

Standort:

Leutkirch

Wettbewerb für den Neubau des Gemeinde- und Familienzentrums mit Kindergarten St. Vincenz. Die Entwurfsaufgabe bestand darin, an Stelle des vorhandenen Kindergartens ein Familienzentrum mit Kindergarten zu entwickeln.

Unmittelbar östlich der denkmalgeschützten historischen Altstadt von Leutkirch im Allgäu soll ein neues Gemeinde- und Familienzentrum entstehen. Das neue Gemeinde- und Familienzentrum „Unter einem Dach“ bietet sowohl im Außen-, als auch im Innenbereich eine hohe Aufenthaltsqualität. Durch geschickt angeordnete Räume und Bereiche, welche auch über die Stockwerke miteinander kommunizieren, entsteht eine ausgeprägte Geselligkeits- und Begegnungskultur. Das offene Foyer über zwei Stockwerke verbindet die Nutzungen des Kindergartens mit denen des Familienzentrums. So entsteht ein offenes Familienzentrum mit vielen Blickkontakten. Diese Überschaubarkeit des Geländes soll auch im Außenbereich entstehen. Vom Außenbereich vor dem Veranstaltungsaal hat man einen guten Blick über das gesamte Spielgelände im Nord-Westen und über die parkenden Autos, eine Ebene tiefer, hinweg. Hier öffnet sich der Blick auf die historische Altstadt. Die Parkebene ist bewusst tiefer gelegt als der Haupteingang des Gemeinde- und Familienzentrums, um den ganzen Trubel auf der Parkebene etwas abzuschwächen. Über Treppen gelangt man von der Parkebene zum Familienzentrum. Die Zuwege seitlich sind ohne Stufen geplant. Der Zuweg auf der östlichen Seite des Grundstückes soll barrierefrei gestaltet werden und dient auch der Anlieferung. Die geforderten Fahrradstellplätze für den Kindergarten sind überdacht direkt am Haupteingang und die Fahrradplätze für das Gemeindezentrum sind mit separatem, von den einfahrenden Autos getrenntem Zuweg, auf der Parkebene verortet. So wird eine Überlagerung der verschiedenen Nutzungen zwischen Autofahrern, Fahrradfahrern und Fußgängern auf der Parkebene vermieden. Der Höhenunterschied des Geländes soll über Böschungen abgefangen werden.

Der Entwurfsgedanke für das Projekt „Unter einem Dach“ wurde stark geprägt von den Leitgedanken des KiFaZ. Das KiFaZ versteht sich als Ort der Begegnung und interkulturellen Kultur und Kompetenz. Ein schön gestalteter Ort, an welchem man sich wohlfühlt, soll entstehen. Ein Ort, welcher offen ist für Alle. Genau dieser Gedanke der Integration ist in vielerlei Hinsicht im Entwurf mit eingeflossen. Einer der ersten Leitgedanken zu Beginn waren die vielen verschiedenen Häuser, aus welchen alle Besucher des Kindergartens und des Gemeinde- und Familienzentrums von Zuhause kommen. Eine bunt gemischte Gemeinschaft, und keiner gleicht dem anderen. Jeder ist auf seine Art besonders. All diese metaphorisch gesehenen unterschiedlichen Häuschen sollen unter einem Dach zusammengeführt werden. Eine bunte Dächerlandschaft, welche schon von weitem sichtbar ist und den Besucher des KiFaZs immer wieder gezeigt wird. Dieser Gedanke der vielen Häuser ist sowohl in den drei Haupthäusern mit unterschiedlichen Nutzungen, welche sich ineinander verschachteln, als auch in der Möblierung des Gebäudes und des Außenbereichs, gut sichtbar. Es sollen kleine Häuschen aus Holz für verschiedenste Nutzungen entstehen. Im Foyer stehen kleine „Ideenhäuschen“, welche als Treffpunkt, aber auch als Rückzugsort dienen sollen. Im Flur vor den Kindergartengruppen stehen variable Garderoben- und Spielhäuschen und im Außenbereich werden die Häuschen in die Spiel- und Lernlandschaft integriert.

Betritt man das Gebäude durch den Haupteingang auf der westlichen, der Altstadt zugewandten, Gebäudeseite, so gelangt man in das hohe Foyer, welches dem Besucher sofort verdeutlicht, dass hier verschiedene Häuser und Nutzungen zusammenlaufen. Geradeaus sieht man den Eingang des Kindergartens, ähnlich gestaltet wie ein Hauseingang, links begrüßen einen die ankommenden Kinder im Obergeschoss und rechts sieht man hinter Sitzfenstern das Leiterbüro und die Erzieherinnen. Auf der linken Hälfte des Foyers wird man durch die weitergeführte Fassadenwand aus Holzstehlen eingefangen, an dem Multifunktionsraum vorbei und bis hin zum Veranstaltungssaal geleitet. Der Multifunktionsraum ist auf zwei Seiten durch Schiebewände öffenbar, sodass eine möglichst große Transparenz zwischen Saal, Multifunktionsraum und Foyer geschaffen werden kann. Die Küche ist mit Durchreiche zum Foyer angelegt. Von hier kann auf kurzem Weg und ohne eine Veranstaltung zu stören der Saal oder der Multifunktionsraum bewirtet werden.

Im Obergeschoss befinden sich, in einem separaten Schließkreis, die Räume des Kindergartens. Aus den Gruppenräumen hat man einen wunderbaren Blick über die Altstadt oder die weitläufigen Wiesen. Zwischen den Gruppenräumen befinden sich direkt zugänglich für einen guten Überblick die Schlafräume, der Werk- und Malbereich mit Materiallager und die Toiletten. So kann das Konzept eines „offenen Kindergarten“, bei welchem die Kinder maximale Entscheidungsmöglichkeit über ihre Aktivitäten haben, verwirklicht werden. Die Erzieherinnen haben durch teils halbhoch verglaste Wände, z.B. beim Schlafraum oder Werkbereich, die Möglichkeit der Einsicht in die verschiedenen Räume. Die Verglasung soll jedoch erst ab etwa 1,3 m Höhe beginnen, um den Kindern ein Gefühl von Raumteilung zu geben. Für die Kleinen soll es nur möglich sein, durch geschickt platzierte Guckfenster Bezüge zu den anderen Räumen herzustellen. Die Gruppenräume werden über eine vollflächige Verglasung auf einer Seite und einem Sitzfenster auf der anderen Seite großzügig mit Tageslicht belichtet. Die Glasfassade wird durch die davorliegende offene Holzfassade und zusätzliche Jalousien verschattet. Auch hier kommen Guckfenster in der Glasfassade für die Kleinen zum Einsatz. In den Gruppenräumen spürt man die Decken des Satteldaches. Unter dieser Dachlandschaft wäre es möglich eine zusätzliche Spielempore einzuplanen, welche sich über dem Werkbereich befindet. Hier wäre es möglich durch Fensteröffnungen den Kontakt zu der anderen Kindergartengruppe zu suchen oder sich auch mal vom regen Geschehen in den Gruppenräumen zurückzuziehen. Der Speiseraum und die Küche befinden sich unweit der Gruppenräume im südlichen Haus mit Gartenzugang. Hier kann ungestört von der mittäglichen Abholsituation gegessen werden. Hier im südlichen Teil des Gebäudes befinden sich auch in ruhigerer Lage die Personalräume der Erzieherinnen. Jedoch bestehen auch von hier Blickbeziehungen über Fensteröffnungen über das Foyer hinweg, bis hin zum Flur vor den Gruppenräumen.

Die Freianlagen sind gegliedert in verschiedene Spiel- und Lernzonen. Hier werden Gemeinschaft, Bewegung, Geschicklichkeit, Sinneswahrnehmung und Erholung gefördert. Der Außengeräteraum für den Hausmeister und die Spielgeräte des Kindergartens befinden sich mit direktem Gartenzugang im Obergeschoss. Ein kleinerer Außengeräteraum für z.B. Gartengeräte, Gemeinschaftsgarten oder Schneefräse befindet sich im Erdgeschoss. Während der Bauzeit kann ein Teil des bestehenden Außenspielbereichs an der nordöstlichen Grundstücksgrenze weiterhin genutzt werden. Geplant ist das Projekt überwiegend als Holzrahmenbau in Fertigbauweise. Ökologische Dämmstoffe bieten ausreichend Schutz bei Temperaturextremen, ob im Winter oder im Sommer. Ein hoher Schallschutz gegen Einwirkung von Lärm von außen oder Geräusche innerhalb des Hauses ist gewährleistet. Diffusionsoffene Bauweise ohne Dampfsperren sorgt für ein gutes Raumklima mit ausgewogener Luftfeuchtigkeit. Aufgrund der Bauweise wird so die Energieeffizienz und somit die Wirtschaftlichkeit des Gebäudes im Betrieb und Unterhalt bereits gesteigert. Trotz der Dächerlandschaft ist das Gebäude in kompakter Bauweise errichtet und hat so einen geringeren Wärmebedarf. Das im Holzrahmenbau erbaute Gebäude kann flexibel genutzt werden und ohne großen Aufwand umgebaut werden. Die Wiederverwendung der systemzugehörigen Baustoffe ist ohne Energieaufwand möglich. Neben dem natürlich nachwachsenden Rohstoff Holz, der überwiegend an den Fassaden sichtbar sein wird, wird beim Bodenbelag des Kindergartens auf den natürlichen Rohstoff Kautschuk gesetzt. Neben Vorteilen, wie das Fehlen von Weichmachern oder PVC, ist er pflegeleicht, besitzt eine hohe Trittschalldämmung und ein weiches Laufgefühl. Die Nutzung der Ressourcen steht nicht nur im Zusammenhang mit Umweltbelastungen, sondern auch mit der Gesellschaft und deren Wandel. Durch die Verwendung heimischer Materialien und durch ressourcenschonendes Bauen lässt sich die im Gebäude verbaute graue Energie minimieren. Weitere Details zum Aufbau der Fassade, der Decken und dem Dach kann man dem Fassadenschnitt entnehmen. Für die Wärmeversorgung wird an die bestehende Leitung zum BHKW angeschlossen.